In der Annahme, dass der Autor nur von ihm zu diesem Zeitpunkt als gültig angesehene Texte ausgewählt hat, wurden fast alle ungedruckten Gedichte dieser Zusammenstellung in den Band Zwischen Last und Straße. Eine Nachlese (in Vorbereitung) aufgenommen.
Mittwoch, 13. März 2013
Lesung 1999 in Wernigerode
Die musikalisch-literarische Veranstaltung mit Texten und Kompositionen von Wolfgang Schoor fand am 26. März 1999 in der Remise am Markt der Stadt Wernigerode statt. Schoor trug u. a. Lyrik aus dem Band Zwischen Last und Straße und (bis auf "Graffiti in Paris") unveröffentlichte Gedichte aus dem Zeitraum 1960 bis 1999 vor. Im Nachlass findet sich ein A4-Blatt, welches detailliert über das Programm Auskunft gibt. Die meisten Texte stammen aus den sechziger, die meisten Kompositionen aus den neunziger Jahren.
Sonntag, 24. Februar 2013
"Erste Klänge. Gedichte"
Die auf Notenpapier geschriebene Sammlung "Erste Klänge" besteht aus sieben Gedichten. Wolfgang Schoor hat sie seiner späteren Ehefrau Ke Krüll im Juli 1946 geschenkt. Die Texte seien, wie es in der Widmung heißt, "nach langer Schweigezeit" entstanden. Ihr Verfasser war zu diesem Zeitpunkt knapp 20 Jahre alt.
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[Vertonungen: Überblick]
Der Liederzyklus Atmen, durch die Kehle des Schilfrohrs nach Texten von Peter Huchel wurde 1992 komponiert. Die Verse
stammen aus Huchels Gedicht "Widmung. Für Ernst Bloch", dessen erste Fassung zu Blochs 70. Geburtstag in der Zeitschrift Sinn und Form erschienen war.
Wolfgang Schoor las Sinn und Form regelmäßig. Zwei unveröffentliche Gedichte beziehen sich auf Huchel und die Zeitschrift: "An Theophrast" und "Am 27. September 1962 (für Peter Huchel)".
Und Stunden wehn, vom Herbstwind weise,
Gedanken wie der Vögel Reise
Und manches Wort wird Brot und Salz
stammen aus Huchels Gedicht "Widmung. Für Ernst Bloch", dessen erste Fassung zu Blochs 70. Geburtstag in der Zeitschrift Sinn und Form erschienen war.
Wolfgang Schoor las Sinn und Form regelmäßig. Zwei unveröffentliche Gedichte beziehen sich auf Huchel und die Zeitschrift: "An Theophrast" und "Am 27. September 1962 (für Peter Huchel)".
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Samstag, 16. Februar 2013
"Von Untergang und Zuversicht"
Eine Lyrikauswahl mit dem Titel „Von Untergang und
Zuversicht“ hat Wolfgang Schoor offenbar 1959 zur Veröffentlichung vorbereitet.
Obwohl eine genauere Auswertung des Nachlasses
noch aussteht, ist wohl davon auszugehen, dass sich die Zusammenstellung in ihrer
damaligen Form nicht mehr vollständig rekonstruieren lässt. Alle Informationen über die
Auswahl stammen bislang aus zwei Gutachten: Das erste ist mit dem Namen Sommer
unterzeichnet und trägt das Datum 21. 5. 1959, beim zweiten handelt es sich
offenbar um eine Abschrift, der handschriftlich das Datum 17. 6. 1959
hinzugefügt ist. Diesem zweiten Gutachten ist zu entnehmen, dass die
Veröffentlichung im Verlag Neues Leben geplant war. Laut Sommer hatte das Typoskript einen Umfang von 83 Seiten.
Sommer zitiert zunächst das der Sammlung vorangestellte
Motto:
Schmerz und Gewißheit,
daß die Welt, der ich entstamme,
untergeht.
Glaube und Zuversicht,
daß eine neue, bessere Welt
aufersteht.
Er fährt dann fort:
Die Gedichte behandeln kurz gesagt die Problematik eines aus dem Bürgertum stammenden Intellektuellen oder Künstlers (Schoor ist von Beruf Komponist), der eingesehen hat, daß seine Klasse nicht mehr das Recht besitzt, die Geschichte zu bestimmen, und der ehrlich bemüht ist, sich die Welt des Sozialismus zu erschließen.
Der Gutachter ist der Auffassung, dass man „aus dem vorliegenden
Material eine" sowohl inhaltlich als auch von der literarischen Qualität her überzeugende "kleine Auswahl zusammenstellen“ könne. Doch dann überwiegen
die Bedenken:
Sommer schließt mit der Empfehlung, Schoors Gedichte unbedingt für die Zusammenstellung einer nicht näher bezeichneten Lyrikanthologie zu berücksichtigen. Er nennt mehrere Gedichttitel, die 1960 in Zwischen Last und Straße aufgenommen wurden.
Der Verfasser des zweiten Gutachtens (offenbar eines Außengutachtens) ist der Auffassung, die Texte seien für die jungen Leser des Verlags Neues Leben zu kompliziert. Er glaubt daher, die Auswahl sei "in der Reihe des Verlages Volk und Welt besser aufgehoben" (damit dürfte die Reihe "Antwortet uns!" gemeint sein). Für den Fall, dass Neues Leben den Band machen wolle, schlägt er vor, ihn auf ca. 40 Gedichte zu reduzieren und im Einverständnis mit dem Autor "gründlich zu überarbeiten". Zu den Gedichten, die nach Auffassung des Gutachters für eine Auswahl in Betracht kommen, zählen wiederum einige, die in Zwischen Last und Straße erscheinen.
In beiden Gutachten sind Gedichte erwähnt bzw. zitiert, die im Nachlass bisher nicht aufgefunden werden konnten (z. B. das von Sommer zitierte Motto).
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Zu "Die Stunde in Peyresq"
Helmut Ullrich:
[...]
Eins fällt mir freilich auf, wenn von der Gestaltung der Gegenwart zu sprechen ist. Es fällt mir auf, daß zwei in Westdeutschland oder doch hauptsächlich da spielende Romane umfassender und gedanklich schärfer sind, daß sie in all ihrer Unvollkommenheit doch zum Zeitpanorama gelangt sind, daß sie eine direktere Verbindung zu den Zeitereignissen haben, daß sie konzentrierter Darstellungen bürgerlicher Psychologien und Bewußtseinswandlungen enthalten, daß sie ein Mehr an gesellschaftlicher Relevanz und ideologischer Diskussion aufzuweisen haben. Ich meine Hanna-Heide Krazes "Üb immer Treu und Redlichkeit..." und Wolfgang Schoors "Die Stunde in Peyresq", Bücher, die farbiger sind, auch spannender, und dabei gedanklich tiefer.
[...]
Oder der Roman von Schoor, der bei allen seinen stilistischen und kompositionellen Schwächen doch ebenfalls eine gesellschaftliche und historische Totalität erfaßt. Der ein erstes großes Panorama vom Denken und Leben westeuropäischer Jugend der fünfziger Jahre ist, in dem große weltanschauliche Dialoge geführt werden, in dem Probleme des christlichen Glaubens in unserer Zeit berührt werden. Dessen Thema jene Verantwortung des Menschen für seine Zeit ist, die eine der wichtigsten geistigen Grundlagen des zeitgenössischen realistischen Romans darstellt.
Und beide Romane berühren denn auch jene Thematik, die eigentlich im Mittelpunkt des Verlagsschaffens vom Union Verlag stehen sollte: die christliche Existenz in der Gegenwart, gesehen aus progressiver Sicht.
Helmut Ullrich: Bilanz und Ausblick. In: Zeugnis und Zeitgenossenschaft. Berlin: Union Verlag, 1968, S. 74-94. (Zitate S. 81-83.)
Günter Wirth:
[PS zu einem Brief an Karl Heinz Berger, in dem Wirth
sich zu dessen Roman Nettesheim oder Die
Schwierigkeit, ein Held zu werden, Berlin: Union Verlag , 1966, äußert.]
[...]
Übrigens fällt mir auf, daß es manche Bezüge zwischen
Ihrem Nettesheim und Wolfgang Schoors
Die Stunde in Peyresq gibt. Auch
Schoors Roman steht „im Schatten der Domtürme“; die deutsch-französische
Problematik spielt eine entscheidende Rolle, und was die „Intellektualität“
angeht, so liegt sie bei ihm noch mehr auf der Hand als bei Ihnen. Es ist
interessant, daß ein anderer „junger“ katholischer Autor, einer, der aus
Westdeutschland zu uns gekommen ist, dem Ihrigen verwandtes Material zur
Gestaltung benutzt hat.
Günter Wirth: Historizität und Intellektualität. In: Zeugnis und Zeitgenossenschaft. Berlin: Union Verlag, 1968, S. 126-131. (Zitat S. 131).
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Samstag, 9. Februar 2013
Montag, 28. Januar 2013
Zum literarischen Werk / Überblick
Vor sechs Jahren starb der Komponist und Schriftsteller Wolfgang Schoor (1926-2007). Die Beiträge in diesem Blog wollen an ihn und sein Werk erinnern. Eine ausführliche Zusammenstellung seiner Kompositionen enthält der Wikipedia-Eintrag.
- Anmerkung: Unterstrichene Textteile werden im Laufe der Arbeit an diesem Blog noch genauer ausgeführt, mit Illustrationen versehen bzw. verlinkt usw.
- Bei Mausklick auf Fotos und Grafiken öffnet sich eine vergrößerte Ansicht.
Obwohl Schoor sich hauptsächlich als Komponist sah, hat er auch Gedichte, einen Roman, Hörspieltexte und ein Libretto geschrieben. Der Nachlass enthält außerdem viele Seiten Prosa-Entwürfe sowie einige Nachdichtungen.
Die erste Buchveröffentlichung stammt aus dem Jahr 1960. Zwischen Last und Straße ist eine Sammlung von 18 Gedichten. Dem programmatischen Eröffnungstext ("Was ich bin", S. 7), in dessen Schlussversen sich auch der Titel des schmalen Bandes findet, ist ein Motto von Laotse vorangestellt:
Dreißig Speichen kommen in der Nabe
zusammen; aus ihrem zusammen-Sein
entsteht der Nutzen des Rades.
Die im Verlag Volk und Welt herausgegebene Lyrik-Reihe Antwortet uns! sollte den "lebendigen Kontakt zwischen Dichter und Leser" herstellen. Die Aufforderung war wörtlich gemeint: Wer wollte, konnte die in den Einband integrierte Postkarte heraustrennen und mit seiner Antwort versehen an den Verlag einsenden. Allerdings wurde von dieser Möglichkeit offenbar höchst selten Gebrauch gemacht (mündliche Auskunft von M. Dreyfuß an W. Schoor). Die Hefte kosteten 1,95 DM. In Nr. 21 war Lyrik von Rudolf Bahro erschienen (In dieser Richtung), in Nr. 23 folgten Gedichte von Fritz Weichelt (Unterwegs).
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Die Postkarte war Teil des Konzepts der Lyrikreihe Antwortet uns! |
Wie Dokumente im Nachlass vermuten lassen, handelt es sich bei Zwischen Last und Straße um das, was von einem größeren Vorhaben übriggeblieben ist: Ein weit umfangreicheres Typoskript hatte in der von Schoor vorgelegten Form offenbar nicht die Zustimmung des Verlages Neues Leben gefunden (vgl. "Von Untergang und Zuversicht").
Die Rezension in der Tageszeitung Neue Zeit war freundlich und sah in dem Heft "ein Versprechen für die Zukunft". Er blieb jedoch Schoors umfangreichste Lyrikveröffentlichung. In Vorbereitung ist eine Veröffentlichung aus dem Nachlass, die voraussichtlich den Titel Zwischen Last und Straße. Eine Nachlese tragen und ca. 45 größtenteils ungedruckte Gedichte und Gedichtfragmente enthalten wird.
1966 erschien im Union Verlag Berlin der Roman Die Stunde in Peyresq, den Schoor seiner Ehefrau Ke Schoor widmete. "Als der Roman erschien, war er für mich ein altes Buch", hat der Autor bei mehreren Gelegenheiten erwähnt. Er spielte damit auf die langwierigen Auseinandersetzungen an, in denen es um Änderungen am Manuskript ging. In einem privaten Brief schrieb Schoor, der im Dezember 1961 abgelieferte Roman habe dem Union-Verlag "einjährige Bauchschmerzen" bereitet, und seit Anfang des Jahres [vermutlich 1963] wieder dem Autor: Er sei "z. Z. mit der zweiten Kastration des Manuskripts befaßt". "Da ich jedoch so behutsam zu Werke gehe, daß die Keimfähigkeit noch erhalten bleibt – was den Lektoren u. anderen mit dem Manuskript Befaßten nicht verborgen bleiben dürfte –, werde ich die 500 Seiten also nicht so bald gebunden in den Händen halten." Die Kritik an als politisch bedenklich eingestuften Passagen sei nicht von den Verlagslektoren (das Buch wurde u. a. von Johannes Bobrowski betreut) gekommen, sondern offenbar im Druckgenehmigungsverfahren geäußert worden (mündliche Mitteilung von W. Schoor, Ende siebziger Jahre).[Gutachten?]
Eine ursprünglich geplante Fortsetzung, für die der Verfasser einen Vorschuss erhalten hatte, kam nie zustande. So blieb es Schoors einziger Roman. Er beschrieb ihn später selbstkritisch als "überladen" und daher verfehlt. Stephan Hermlin, dessen Urteil Schoor sehr schätzte, habe ihm (sinngemäß) gesagt: "Ich hatte gehofft, ich würde einen neuen Romancier kennenlernen, aber dieser Wunsch hat sich nicht erfüllt."
Abgesehen davon, dass Ke und Wolfgang Schoor eine Zeitlang mit dem Gedanken spielten, sich in Peyresq niederzulassen, trägt die Romanfigur Klaas Lermans ausgeprägte autobiografische Züge. Im Kapitel "Djira und Zweier Menschen Passion" erscheint er u.a. als Verfasser der drei Gedichte "Alpes de Provence" (vorher in: Zwischen Last und Straße, S. 25-28) und "Graffiti in Paris" (Die Stunde in Peyresq, S.433-436).
Mitte der siebziger Jahre trug Schoor sich mit dem Gedanken, das zentrale Kapitel "Turnusflug" zu überarbeiten, zu erweitern und dem Militärverlag als eigenständige Veröffentlichung anzubieten. Im Nachlass finden sich keine Hinweise darauf, dass dieser Plan ernsthaft verfolgt wurde.
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